Zwischen Abschied und Neubeginn
- Chantal

- 22. Sept.
- 4 Min. Lesezeit
Der Sommer 2025 hat mich gebeutelt wie kein anderer – intensiv, kräftezehrend und voller Höhen und Tiefen. Der schwerste Sommer meines Lebens.
Seit meinem letzten Blogartikel im Mai ist unglaublich viel passiert – manches davon schön, vieles herausfordernd, alles prägend.
Nach einer Woche Ferien, die hinter mir liegt, und einer weiteren, die noch bevorsteht, ist es nun Zeit, all die Erlebnisse hier im Blog festzuhalten.
Abschiede und Neuanfänge
Wir mussten einen schweren Verlust verkraften: Mit dem Tod eines Familienmitglieds sind meine Schwester und ich plötzlich die älteste Generation – mit gerade einmal 32 und 30 Jahren. Ein Gedanke, der schwerer wiegt, als man zunächst meint. Schwester sei Dank müssen wir aber nicht auch noch die jüngste Generation sein.
Auch praktisch lief nicht alles rund. Mein Auto, frisch mit cha.plut beschriftet, hat den Geist aufgegeben. Nach nicht einmal einem Jahr im Einsatz. Einen Monat ohne Auto im Hotzenwald – das fühlt sich an, als wäre man plötzlich von der Welt abgeschnitten (ist man übrigens auch). Umso grösser war die Erleichterung, als mein neues Auto einzog. So neu, dass ich mich kaum traue, die Beschriftung gleich wieder draufzukleben.
Beruflich gab es grosse Veränderungen: Ich habe eine neue Stelle begonnen, gleichzeitig aber durch den Todesfall viel gefehlt. Obendrauf kam noch eine zweiwöchige Weiterbildung – die Prüfung dazu folgt im Oktober.
Hofleben ohne Pause
Während all das über uns hereinbrach, drehte sich das Leben auf dem Kirchholzhof natürlich gnadenlos weiter. Die Setzlinge vom Frühjahr sind längst gepflanzt, es wurde geerntet, eingekocht – und das Leben sprudelt unaufhaltsam weiter.
Allein die Zucchini haben mich fast überrollt: Über 18 Kilo wurden geerntet - bis jetzt! Das entspricht mehr als einem halben Pluto oder viereinhalb Simba's. (Ja, extra für diesen Vergleich habe ich den Kater gewogen – er fand das nicht annähernd so lustig wie ich.)
Neben dem Gemüse wollte natürlich auch das Tierfutter geerntet werden - wir haben "geheuet". Insgesamt über 250 Ballen sind entstanden - schweisstreibend, aber auch unglaublich befriedigend, das Heulager so wachsen zu sehen.
Fun Fact: Ich habe eine Heuallergie, die sich nach dem Herumkraxeln auf den Heuballen sehr stark gezeigt hat - diese Allergie kenne ich eigentlich bereits seit Jahren. Hoffentlich erinnere ich mich nächstes Jahr ausnahmsweise daran und ziehe lange Hosen für "s Heue" an.
Tierisches Familienglück
Die Ziegen haben Nachwuchs bekommen! Auch dieses Jahr haben unsere beiden Muttertiere, Gibe und Helga, Junge zur Welt gebracht - zwei weitere Jungtiere sind von Extern dazugekommen. Oskar, unser Ziegenbock, ist schon wieder in der Brunft, weshalb er nun eine „Bockschürze“ trägt. Eine Art Ziegenkondom, das verhindert, dass er die Damen zu früh wieder deckt. Bei Gelegenheit folgen Bilder von diesem witzigen Kleidungsstück.
Ausserdem sind unsere Hühner umgezogen: Tobi hat ein kleines dänisches Häuschen gebaut, welches ohne weitere Probleme in Venedig trocken bleiben würde - darin wohnen nun unsere 11 Hennen und Günther.
Unser Hahn Günther hat inzwischen sein Krähen perfektioniert - er ist und bleibt trotzdem der Kleinste in unserer gefiederten Schar, weshalb wir kurzfristig darüber nachgedacht haben, ihn abzugeben und eine seiner Grösse angepasste Hühnerschar zu finden. Da er trotz Grössenunterschied seine Fortpflanzung sicherstellt und nach wie vor der menschenfreundlichste Hahn ist, welcher jemals bei uns gewohnt hat, werden wir ihm jedoch weiterhin ein Domizil anbieten und seine Nachkommen - und zugekaufte Eier von grösseren Hähnen - ausbrüten.

Und dann kam das grosse Highlight in der Hühnerhaltung: Chicken Nugget ist geschlüpft. Von sechs Eiern hat es nur ein Küken geschafft – wir hoffen sehr, dass es sich um eine „Günthera“ handelt und nicht um einen Günther-Junior. Damit es hier nicht zur Verwirrung kommt, hat das kleine Federtierchen den Namen "Chicken Nugget" erhalten - vielleicht ein bisschen makaber, aber immerhin geschlechtsneutral. Und damit Chicken Nugget nicht alleine bleibt, brüten schon zwölf neue Eier im Kasten, die hoffentlich am Ende der Ferien schlüpfen.

Auch bei den Kaninchen gab es Nachwuchs: Lotti und Bob sind Eltern geworden. Acht kleine Fellknäuel hoppeln inzwischen durch ihr Zuhause. Anfangs erinnerten sie eher an nackte Meerschweinchen – inzwischen sind es unverkennbar Hasen. Unser Sorgenkind, das den Namen "Hämpfeli" erhalten hat und durch eine Augenverletzung noch mehr in den Fokus gerückt ist, kann man inzwischen kaum mehr von den Geschwistern unterscheiden.
Erntezeit und Vorratsglück
Neben Zucchini gab es kiloweise Beeren (unter anderem Himbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Cassis), Blumenkohl, Brokkoli, Randen (Rote Beete), über 8 Kilo Tomaten und mindestens 16 Köpfe Salat. Zum Glück haben wir unseren Erdkeller, der all die eingekochten Vorräte aufnimmt – Fotos davon folgen, sobald die Einkoch-Aktion abgeschlossen ist.
Doch die Arbeit hört nicht auf: Die Kartoffeln wachsen noch, das Wintergemüse will gesetzt werden, die Hochbeete müssen aufgefüllt und gedüngt werden. Meine zwei Wochen Ferien vom Job sind also gut verplant – mit Arbeit, aber hoffentlich auch mit ein, zwei Tagen zum Durchschnaufen.
Es war ein Sommer voller Extreme – Verlust und Neubeginn, Trauer und Freude, Erschöpfung und Ernteglück. Und auch wenn auf dem Hof das Leben unaufhaltsam weitergeht, hadere ich noch immer mit dem Abschied. Mein grösster Fan ist gestorben, und gerade das Ausräumen der Wohnung macht diesen Verlust besonders spürbar.
Die Arbeit auf dem Hof - zwischen Tieren, Gemüsebeeten und Vorratsgläsern - gibt mir Halt und einen gewissen Rhythmus. Heilung fühlt sich noch weit entfernt an und ich frage mich, ob es überhaupt möglich ist. Erholt man sich von solch einem Verlust?
Und doch: Langsam gewinne ich etwas Perspektive und sehe, dass vielleicht irgendwann ein Neubeginn möglich ist - auch wenn ich meinem grössten Fan von jeder kleinen Neuigkeit am liebsten sofort erzählen würde. Bis dahin heisst es für mich: Durchhalten, weitermachen, so gut es eben geht - fake it till you make it.
Und wer weiss: Vielleicht entsteht aus all dem, was wir auf dem Hof tun, eines Tages etwas, das wir uns heute nur erträumen können - und vielleicht, nur vielleicht, beginnt alles mit Brunos Knotenhalfter.




























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