Der Frühling ist eingezogen und hat auch gleich neue Mitbewohner gebracht!
- Chantal

- 12. Mai
- 5 Min. Lesezeit
In den letzten Wochen hat sich auf dem Kirchholzhof einiges verändert: Der Frühling hat erst zögerlich seine Fühler ausgestreckt und ist nun in voller Blüte angekommen. Das bringt Arbeit mit sich, denn mit unserem kleinen, idyllischen Fleckchen Erde haben wir noch viel vor. Aber der Reihe nach.
Der Frühlingszauber begann bereits im März – mit einer Geburt. Keine Sorge (und bitte auch keine voreiligen Hoffnungen): Ich habe keine Schwangerschaft neun Monate lang geheim gehalten. Vielmehr hat die zutraulichste Ziege in unserer Herde nun zum zweiten Mal Nachwuchs bekommen. Letztes Jahr hatte Gibe, wie unsere Ziege mit dem roten Halsband heisst, zwei kleine Ziegen-Mädchen geboren. Wir wussten, dass sie auch dieses Jahr trächtig war – der wachsende Bauch und das sich mit Milch füllende Euter waren klare Anzeichen. Und doch gab es an einem kalten, windigen Montag im März eine frühzeitige Überraschung. Als ich mit Pluto eigentlich zum Abend-Spaziergang aufbrechen wollte, musste ich einfach zuerst noch bei den Ziegen vorbeischauen. Das tue ich meist erst später und nicht vor dem Spaziergang mit Pluto – wir haben den Luxus, dass das Ziegengehege und der Stall mit Kameras ganz bequem vom Smartphone aus im Blick behalten werden können. An diesem Tag jedoch drängte mich irgendwas dazu, einen Blick auf die Tiere zu werfen.

Bevor ich also unser Grundstück verlassen konnte, sah ich neben der Ziege ein kleines schwarzes Etwas im Gras liegen. Das einzige schwarze Huhn, Clarabella, konnte es nicht sein – sie stiefelte ein paar Meter entfernt durch das Gehege. Ein zweiter Blick genügte, um meine Vermutung zu bestätigen: Gibe hatte, überraschend früh, ein «Gizzi» geboren. Ein paar Stunden später war dann auch klar: Dieses Mal würde es bei einem Zicklein bleiben, und was für ein Zicklein.
Sein Start war etwas holprig. Bereits nach drei Tagen in dieser Welt hatte er sich eine üble Lungenentzündung eingefangen, die mit nicht weniger als sechs (!) Spritzen vom Tierarzt behandelt wurde. Davon sieht man jetzt jedoch überhaupt nichts mehr – genau so, wie man sich ein Ziegenlamm vorstellt, hüpft der inzwischen nicht mehr ganz so kleine Kerl fröhlich über die Weide und geht den erwachsenen Ziegen mächtig auf die Nerven.

Die Ziegen und die Hühner sind ein Schritt in Richtung Selbstversorger. Was zum Selbstversorger auch dazu gehört, ist ein Garten bzw. der Anbau von Gemüse. Dazu hatte mir mein Partner zu meinem dreissigsten Geburtstag im Februar ein besonderes Geschenk gemacht: Das Material für zwei riesige Hochbeete war bereits parat und wartete darauf, im Garten aufgebaut zu werden.
Da das Gartenjahr nicht mehr lange auf sich warten lässt, haben wir Gas gegeben: Die Balken wurden zugesägt und lackiert, massive Steinplatten als Fundament im Garten ausgerichtet und 96 Meter Holz mit rund 200 Schrauben befestigt – die beiden Rahmen für die Hochbeete stehen und sind bereits befüllt: Mit Ästen, Mist von unseren Hühnern und Ziegen, älterer Mist von den Pferden, Erde vom Wald und abschliessend über 700l Pflanzenerde. Auch wenn vieles von meinem Partner mit dem Radlader erledigt werden konnte, musste ich doch auch Muskelkraft einsetzen – vier Anhänger voll mit Pferdemist wurden von Hand auf geschaufelt und verteilt, zehn 70l-Säcke Pflanzenerde herumgeschleppt und im Hochbeet geleert.

Dieses Jahr wollten wir im Garten etwas Neues ausprobieren: Bisher hatte ich die Setzlinge von Gurke, Tomate und Co. immer gekauft oder die Samen direkt in den Garten gesät. Dieses Mal sind wir einen anderen Weg gegangen und haben die Pflanzen in Anzuchttöpfen vorgezogen – sie wachsen nun im Gewächshaus freudig der Sonne entgegen.
Geschützt vor den zum Teil noch recht frischen Temperaturen entwickeln sich Tomaten, Gurken, Zucchini, Kürbis und Co. zu kräftigen Pflanzen, die nach den Eisheiligen im Mai ins Freie dürfen. Das Sortiment an Setzlingen wächst stetig – mittlerweile sind es über 50 Pflanzen, die den perfekten Grundstein für unsere Selbstversorgung legen. Und doch werde ich Pflanzen zukaufen müssen, denn bei Brokkoli, Rosenkohl und Co. war mir das Glück dann doch nicht ganz so hold.
Inzwischen ist auch das Gewächshaus mit Mist gedüngt, der Teil vom Garten, der mit dem Radlader festgefahren wurde, wieder gelockert und vom Unkraut befreit – schliesslich brauchen wir den Platz, denn auch eigene Kartoffeln sollen wieder gesetzt werden.
Auch bei unseren Tieren weht ein frischer Wind. Unsere Ziegenherde hat einen zweiten Unterstand erhalten: Ein alter Pferdeanhänger wurde kurzerhand zum mobilen Unterschlupf umfunktioniert, damit die Ziegen in diesem Jahr auch die entlegenen Wiesen erreichen können – fernab vom Haus und Stall, wo saftige Kräuter und frisches Gras locken. So haben sie nicht nur Abwechslung im Fressnapf, sondern auch ein Dach über dem Kopf, egal wo sie gerade grasen.

Um im Tierbereich für klare Strukturen und mehr Ruhe zu sorgen, haben wir ausserdem einen neuen Hühnerstall gebaut – aus einem alten Anhänger unserer lieben Nachbarn. Der Hauptgrund: Hühner und Ziegen sollen getrennt gehalten werden – zum Wohle und der Gesundheit aller Beteiligten.
Der neue Stall bot gleich Anlass für eine Erweiterung: Eine unserer ersten Hühnerdamen, Dötschli, ist altersbedingt über die Regenbogenbrücke gegangen. Anstatt nur zu trauern, haben wir den freien Platz genutzt und neue Hennen einziehen lassen. Nun wimmeln neben unseren „alten“ Hühnern, zwei Legehennen und zwei stattlichen Brahmas, vier muntere Lakenfelder Hühner und ein stolzer Seidenhuhn-Hahn durchs Gehege.
Links unser Hahn "Günther", rechts eine der neuen Lakenfelder Hennen
Da Ziegen und Hühner nun jeder ihr eigenes Reich haben, konnten wir sogar schon den Prototyp eines Hühnerspielzeuges aufstellen. Ganz im Sinne der Selbstversorger-Philosophie: Mein Partner hat im eigenen Wald Bäume gefällt und deren robuste Äste dienten als Grundgerüst. Nach einer kurzen Einweisung – und mit einem gehörigen Respekt zur Kettensäge – habe ich mich selbst ans Werk gemacht. Ich sägte, schraube und verwandelte die Äste in ein stabiles Gestell. Daran hängen jetzt Leckerbissen wie Melone, Gurke und Mais, die im Nu von den begeisterten Hühnern geerntet werden. Ganz nebenbei fungiert das Spielzeug auch als Aussichtspunkt für unseren neuen Hahn, der inzwischen auf den Namen Günther getauft wurde und sich, wenn auch noch mit schwacher Stimme, im täglichen Krähen übt.

Das nächste DIY-Projekt steht schon an: Ein grösseres Gittergestell, überdacht mit einer Bambus-Matte aus dem Baumarkt, soll den Hühnern im Hochsommer einen kühlen, schattigen Rückzugsort bieten – und wer weiss, vielleicht wird es in Zukunft sogar noch den einen oder anderen Baum im Hühnergehege geben.
Doch nicht nur im Hühnerhaus und bei den Ziegen herrscht reges Treiben: Nach einem Jahr Pause sind dieses Jahr wieder Kaninchen bei uns eingezogen. Bob und Lotti wohnen zunächst nur in einem gemütlichen Boxenstall, bis ihr zusätzliches ausbruchssicheres Freilaufgehege fertig ist. Leider war das Glück nur von kurzer Dauer: Wenige Tage nach ihrem Einzug verschlechterte sich Lottis Zustand stark, so dass mir meine Tierärztin des Vertrauens zur Erlösung riet. Doch Lotti machte es auf ihre eigene Weise: Auf dem Weg in die Tierarztpraxis hüpfte sie leise und entschlossen selbst über die Regenbogenbrücke.
Seither sitzt Bob in Einzelhaft, was seinem sozialen Kaninchenherz natürlich gegen den Strich geht. Denn egal, ob Kaninchen später als Teil unserer Selbstversorgung auf dem Teller landen – sie verdienen ein würdevolles Leben in Gesellschaft und mit Abwechslung. Bis wir einen passenden Freund für Bob gefunden haben, hüpft er täglich zu seinen Leckerbissen wie Karotten und Gurken – und wir hoffen, bald seinen neuen Kumpeln zu finden. Zusätzlich bereiten wir Bob schon jetzt mit frischem Grünfutter auf seinen baldigen Freilauf vor, damit er im neuen Gehege sofort satt und glücklich loshoppeln kann.

Ich freue mich jetzt schon darauf, wie unser wunderbares Zuhause in den nächsten Wochen weiter aufblüht: Günther, der mit seinem kräftigen Krähen den Morgen begrüsst, Bob, der vergnügt mit seinem Freund durchs frische Gras hoppelt und all die neuen Projekte, die immer mehr Gestalt annehmen. Und wer weiss – vielleicht hängen schon bald die ersten knackigen Zucchini und süssen Erdbeeren zu Ernten bereit!















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